Langzeittherapie

Voraussetzung
Die Voraussetzungen für eine Behandlung/Rehabilitation sind die Kontaktaufnahme mit unserem Betreuungsteam (Aufnahmegespräch), ein positiv absolvierter körperlicher Entzug bzw. Teilentzug und die Klärung der Kostenübernahme.
Beim Vorliegen einer Kombination von folgenden Punkten ist eine stationäre Langzeittherapie sinnvoll:

  • langjährige Suchterkrankung
  • physische und/oder psychische Komorbidität
  • überwiegendes Fehlen von sozialen Strukturen (Arbeit, Wohnung, Beziehungen, etc.)
  • ungenügende Bewältigungsstrategien
  • vorangegangene erfolglose Behandlungsversuche
  • co-abhängiges Bezugssystem
  • fortschreitende generationsübergreifende Suchtgeschichte

Dauer
Die Dauer der stationären Langzeittherapie ist auf einen Zeitraum von 12 bis 18 Monate angelegt, mit Möglichkeit auf Verlängerung, und findet in den verschiedenen stationären Einrichtungen des Vereins statt.

Zielgruppe
Die stationäre Langzeittherapie ist gedacht für jugendliche und erwachsene Suchtkranke, Paare oder Mütter mit Kindern, Multimorbiditätsklient*innen und Menschen die ihr Leben und sich selbst neu organisieren und neu orientieren müssen. Sie ist für Menschen geeignet, die über einen sehr langen Zeitraum eine Vielzahl von Suchtmitteln missbrauchten (Polytoxikomanie), bei Abhängigen mit psychiatrischen Diagnosen, Persönlichkeits- und/oder Sozialisationsstörungen, psychischen oder physischen Folgeerkrankungen sowie psychosozialen Auffälligkeiten.

Behandlung & Ziel

Behandlung/Rehabilitation
Das Beratungsteam des Grünen Kreis erarbeitet im Vorfeld der Aufnahme gemeinsam mit den Betroffenen einen Behandlungsplan für die stationäre Langzeittherapie. Dabei wird entsprechend den individuellen Bedürfnissen und den vorliegenden Problemen das geeignete stationäre Angebot ausgewählt. Anschließend werden die Klient*innen auf den Aufenthalt in der Therapeutischen Gemeinschaft vorbereitet und in die vorgesehene stationäre Einrichtung aufgenommen.
Das „Miteinander“ in der Therapeutischen Gemeinschaft ist die wichtigste Grundlage für die Behandlung/Rehabilitation von Menschen mit Suchterkrankungen und den dahinterliegenden psychischen Problemen. Der geschützte Rahmen, die vorgegebene Tagesstruktur, der emotionale Zusammenhalt und das gemeinsame Erledigen anfallender Aufgaben sind wichtig. Seelische Verletzungen, Verhaltens- und Beziehungsmuster, die aus der Hintergrundgeschichte der*des Einzelnen entstanden sind, werden im gemeinschaftlichen Zusammenleben sichtbar und können durch die Kontakte und die Unterstützung der Gruppe bearbeitet werden.

Ziel
Therapieziel ist das Erleben von stützenden, zwischenmenschlichen Beziehungen und das Erkennen und Verstehen von Zusammenhängen zwischen Suchterkrankung und eigener Lebensgeschichte. In der Folge können neue sinnhafte Lebensinhalte gefunden, neue Bewältigungsstrategien erprobt und lebenspraktische Fertigkeiten erworben werden. Diese Form der Betreuung und Behandlung stellt eine Chance zur nachhaltigen physischen und psychischen Stabilisierung und dem Finden von neuen Lebensinhalten und Bewältigungsstrategien dar.

Ziel ist die nachhaltige Rehabilitation und Integration der Klient*innen. Gewöhnung an ein abstinent oder substituiertes, ohne Beikonsum, zu führendes, geregeltes Arbeitsleben, gesicherte Wohnsituation, finanzielle Absicherung, Finden und Förderung von Ressourcen, Berufsfindung und -ausbildung stehen im Vordergrund.


Eine ambulante Weiterbetreuung nach stationärem Aufenthalt ist unbedingt nötig!


Jugendliche Suchtkranke

Dauer
Die Behandlungsdauer beträgt 6 bis 18 Monate. Eine intensive ambulante Weiterbetreuung im Anschluss an den stationären Aufenthalt ist unumgänglich.

Zielgruppe
Dieses Spezialkonzept ist gedacht für jugendliche Suchtkranke im Alter von 14 bis 18 Jahren und junge Erwachsene.


Rücksicht auf Lebenssituation
Bei jugendlichen Suchtkranken handelt es sich um eine besonders vulnerable Gruppe. Die Rücksichtnahme auf die spezifische Lebenssituation und die Bedürfnisse von jungen Menschen ist daher sehr wichtig und notwendig. Männliche Jugendliche werden in
der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung sowie Sozialhilfeeinrichtung Waldheimat untergebracht, weibliche Jugendliche werden in der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung sowie Sozialhilfeeinrichtung Binder betreut. Hier leben darüber hinaus junge Mütter mit deren Kindern.

Behandlungsmodell & Ziel

Behandlung/Rehabilitation
Die Schwerpunkte in der Behandlung/Rehabilitation stellt das Bio-psycho-soziale 4-Säulen-Behandlungsmodell dar. Im Vordergrund stehen die Förderung von Ressourcen und die Gewöhnung an ein abstinent zu führendes, geregeltes Arbeitsleben. Entscheidend ist neben der Förderung der Entwicklung die Verbesserung der Schul- und Ausbildungssituation (z. B. Nachholen des Hauptschul- bzw. Lehrabschlusses, Beginn von Aus- und Weiterbildungen während der stationären Therapie, Ablegen von externen Prüfungen etc.) begleitet von Sozialarbeiter*innen und Sozialpädagog*innen.

Positive Erfahrungen
Die Zeit der Therapie ist geprägt und getragen vom gemeinsamen Zusammenleben und Lernen. Besonders jugendliche Klient*innen brauchen viele positive Beziehungserfahrungen. Entwicklungsmöglichkeiten sind für sie gegeben, wenn echte und tragfähige Beziehungen zu ihren Therapeut*innen und Betreuer*innen möglich sind. Das nimmt oft viel Zeit in Anspruch. Stabilität und Nähe, aber auch Distanz und Grenzen (Strukturen) sind Faktoren, die eine derartige Beziehung gestalten. Das erfordert therapeutische und pädagogische Kompetenz.

Aktive Freizeit, Sport, Kunst, Kreativität
Ein wichtiger Bestandteil dieses Spezialkonzepts ist die aktive Freizeitgestaltung. Spezielle Programme, im Besonderen die Abenteuer- und Erlebnispädagogik, zeigen große Wirkung. Es geht hier um das Lernen durch Erleben. Ein ausgewogenes Angebot von ausdauer- und erlebnisorientiertem Sport soll das Erleben von Selbstwert, Freude, Grenzen, Teamwork und Leistung ermöglichen. Auch die Nähe zur Natur und das Erleben von sich selbst in der Natur öffnet Jugendlichen oft einen völlig neuen Zugang zu sich selbst.

Ziele
Gewöhnung an ein abstinent oder substituiertes, ohne Beikonsum, zu führendes, geregeltes Arbeitsleben, gesicherte Wohnsituation, finanzielle Absicherung, Finden und Förderung von Ressourcen, Berufsfindung und -ausbildung stehen im Vordergrund.


Suchtkranke Eltern mit Kindern

"Vergessene Kinder"
Kinder von suchtkranken Eltern oder Müttern erleben in der Regel das Vernachlässigen oder Fehlen von gesicherten Beziehungsangeboten und emotionaler Zuwendung, die sie für die eigene Entwicklung benötigen. Kinder von suchtkranken Eltern oder Müttern sind meist sich selbst überlassen. Sie sind Traumatisierungen und überfordernden Situationen ausgesetzt, die sie alleine nicht bewältigen können. In der einschlägigen Literatur werden sie gerne als „vergessene Kinder“ bezeichnet.

Zielgruppe
Suchtmittelabhängige Eltern, die ihre Suchtproblematik und die Beziehung zu ihren Kindern verändern wollen oder müssen.

Gefahr für Abhängigkeitserkrankung
Kinder entwickeln Rollenmuster, die einer Umkehr der Rollen in der Eltern/Mutter-Kind-Beziehung entsprechen (Parentifizierung) können. Für die persönliche Entwicklung der Kinder ist dies hemmend und schädlich. In vielen Fällen entstehen auf diese Weise Ängste, Depressionen und andere psychische Symptome sowie die Gefährdung, im Erwachsenenalter selbst eine Abhängigkeitserkrankung zu entwickeln.

Während der Schwangerschaft
Kinder, die während der Schwangerschaft im Mutterleib der toxischen Wirkung von Alkohol und Drogen ausgesetzt sind, können bereits mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen (Wachstumsstörungen, Fehlbildungen, Störungen des zentralen Nervensystems, etc.) auf die Welt kommen. Diesen Problemen muss in der therapeutischen Betreuung und Behandlung/Rehabilitation besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden – mit speziellen präventiven Maßnahmen und Therapieangeboten für Eltern/Mütter und deren Kinder.

Behandlungsmodell & Ziel

Behandlung/Rehabilitation
In der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung sowie Sozialhilfeeinrichtung Binder  werden Mütter, die suchtkrank sind und abstinent leben möchten, mit deren Kindern aufgenommen. Ein Schwerpunkt liegt in der Betreuung und Behandlung/Rehabilitation der süchtigen Mütter. Hier geht es um Unterstützung bei der Entwicklung von Erziehungskompetenzen und der Beziehungsgestaltung zu den Kindern. Arbeits- und Beschäftigungstherapie, Klinische-Gesundheitspsychologie, Psychotherapie, spezielle Gruppenangebote für Mütter oder/und Väter, Selbsthilfeforen, Unterstützung bei der Betreuung der Kinder, Fort- und Ausbildung, medizinische und psychiatrische Versorgung, sozialarbeiterische Betreuung und Begleitung, Sport und Freizeit, stellen die Eckpfeiler dar.

In der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung/Sonderkrankenanstalt Marienhof wird seit 2012 auch die Behandlung/Rehabilitation von substituierten Eltern, mit deren Kindern, angeboten.

Das Wohl der Kinder steht immer an erster Stelle
Wichtig sind hierbei sozialpädagogische, psychotherapeutische und klinisch-gesundheitspsychologische Maßnahmen, die auf die individuellen kindlichen Bedürfnisse und Nöte abgestimmt sind und natürlich die Möglichkeit zum Besuch von externen Kindergärten und Schulen.

Ziel
Das Hauptziel ist die Förderung der Entwicklung der Kinder von suchtkranken Menschen, die Verhinderung von schädlichen Lebensumständen und die Unterstützung von verlässlichen und stabilen Beziehungsangeboten. Durch diese präventiven Maßnahmen soll die Unterbrechung des Kreislaufes der Abhängigkeit gewährleistet werden.

Seit dem Jahr 2013 besteht ein Kooperationsvertrag zwischen MAG ELF (Amt für Jugend und Familie) und dem Wiener Drogenhilfenetzwerk (SDHN) bezüglich der Betreuung von Schwangeren/Müttern/Vätern/Eltern, die verschriebene und nicht-verschriebene psychoaktive Substanzen konsumieren und ihren Kindern.


Multimorbide Suchtkranke

Dauer
Die Behandlungsdauer ist von den Bedürfnissen der Klient*innen, den erreichten Zielen bzw. vom jeweiligen Entwicklungsstand abhängig.


Zielgruppe
Multimorbidität oder Komorbidität bedeutet in diesem Zusammenhang das gleichzeitige Bestehen einer oder mehrerer psychiatrischer Diagnosen (nach ICD 10, DSM 5) und einer Abhängigkeitserkrankung bei ein und demselben Menschen. Das können Persönlichkeitsstörungen, Psychosen, affektive Störungen oder Angststörungen etc. sein.  Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass ein hoher Prozentsatz der an einer Abhängigkeit erkrankten Menschen auch Symptome einer weiteren psychiatrischen Erkrankung aufweisen.

Behandlungsmodell & Ziel

Behandlung/Rehabilitation
Das Mulitmorbiditätskonzept stellt ein umfassendes, auf die individuellen Bedürfnisse der Klient*innen abgestimmtes, Behandlungsmodell dar. In allen Einrichtungen – insbesondere in den Einrichtungen Johnsdorf, Marienhof und Villa - stehen Therapieplätze für diese Klient*innengruppe zur Verfügung. Betroffene werden nach Absolvierung der ambulanten Abklärungs- und Vorbereitungsphase und nach psychiatrischer Begutachtung in die jeweilige Therapeutische Gemeinschaft stationär aufgenommen. Die Integration und die Behandlung/Rehabilitation erfolgen je nach Bedarf, je nach vorhandenen Ressourcen, Defiziten und Entwicklungsstand. Das „voneinander Lernen“ der einzelnen Mitglieder der Therapeutischen Gemeinschaft erweist sich dabei als besonders förderlich. Klient*innen mit Komorbidität haben in der Regel deutlich schlechtere Therapieverläufe und -chancen, es sei denn, beide Störungen können in integrativen stufenweisen Programmen behandelt werden.

Therapieprogramm
Betroffene können mit der Aufnahme in die Therapeutische Gemeinschaft prinzipiell am gesamten Therapieprogramm teilnehmen (Beschäftigungstherapie, Psychotherapie, Traumatherapie, klinisch-gesundheitspsychologische Behandlung/Rehabilitation, Bildung, Ausbildung, Sport, aktive Freizeit, allgemeinmedizinische und psychiatrische Behandlung/Rehabilitation, sozialarbeiterische Betreuung, Psychoedukation, Skillstraining, kognitives Training, spezielle Themengruppen, Entspannungstraining, Yoga, Kreativtherapie, Cogpack etc.). Der entsprechende Behandlungsplan wird gemeinsam mit den Betroffenen entworfen und an die jeweilige Entwicklung angepasst.

Ziel
Das Ziel ist ein abstinentes oder substituiertes Leben ohne Begleitkonsum, die Entwicklung und das Erproben neuer Bewältigungsstrategien im Umgang mit den psychischen Symptomen, der Abhängigkeitserkrankung, dem Alltag und den Mitmenschen sowie die Steigerung von Selbstbewusstsein und Frustrationstoleranz, das Erwerben von lebenspraktischen Fähigkeiten und letztlich die Rehabilitation/Integration in die Gesellschaft oder nachsorgende Wohn- und Arbeitsprojekte.

Für jene Klient*innen, die den Verbleib im Verein wünschen, steht das Konzept der Stationären Dauerbetreuung als Folgebetreuungsmöglichkeit zur Verfügung.


Ältere Suchtkranke

Änderung der Lebensumstände
Das Altern ist eine Phase der Neuorientierung, sie kann mit dem Verlust von gewohnten Strukturen und Autonomie einhergehen. Dies kann zu Belastungen und Problemen führen und zu einer Art Selbstbehandlung bzw. Selbstmedikation mit Alkohol, Beruhigungsmitteln oder anderen Substanzen. Ältere Betroffene weisen vorrangig kombinierte Alkohol- und Medikamentenprobleme auf. Der Verlust des Arbeitsplatzes, die Pensionierung, in Folge der Rückzug, eine innere Leere, finanzielle Probleme, der Verlust von Angehörigen, die Vereinsamung, das Ansteigen von körperlichen Problemen und psychischen Folgeerkrankungen (Depressionen, Ängste, Suizidgedanken, Essstörungen etc.) können Faktoren für eine Suchterkrankung sein.

Behandlung/Rehabilitation
Beschäftigungstherapie, klinisch-gesundheitspsychologische und psychotherapeutische Behandlung/Rehabilitation, allgemeinmedizinische und psychiatrische Betreuung, spezielle Freizeitangebote, spezielle Themengruppen und sozialarbeiterische Begleitung bilden dabei die Eckpfeiler. Zusätzlich kann auf Wunsch die Begleitung im Substitutionsprogramm angeboten werden. Entsprechend der vorliegenden körperlichen und psychischen Situation wird gemeinsam mit den Klient*innen ein individueller Betreuungs- und Behandlungsplan erstellt.

Dauerbetreuung
Es gibt Fälle, in denen eine Reintegration in die Gesellschaft, die Rückkehr in die eigene Wohnung oder die Eingliederung in vorhandene Betreuungsangebote des Gesundheitssystems nicht angedacht werden können. In solchen Fällen bietet der Verein die Möglichkeit zur stationären Dauerbetreuung ohne und mit dislozierter Wohnform. Diese weitestgehende Wahrung der Selbstständigkeit und Selbstbestimmung stellt eine Chance für ältere suchtkranke Menschen dar, ihr Alter in Würde zu erleben.